ES11 * REPORT


Wir sitzen auf gepackten Koffern und warten auf den Shuttlebus, um vom Hotel zum Flughafen zu fahren. Die meisten sind sehr müde, einige schlafen in der Hotellobby. 5 Tage Warschau waren mehr als anstrengend. Das merkt man aber kaum im Laufe des Turniers; wer unter Spannung steht, vermag ungeahnte Kräfte zu mobilisieren. Erst jetzt, als Entspannung angesagt ist, kommt die Müdigkeit. Wir haben 5 tolle Tage in Warschau verbracht.

F a k t e n Wir sind Zweiter beim Europa Shield 2011 in Warschau. Anna Schulte wurde zur besten Spielerin des Turniers gewählt. Susanne Alberts ist beste Korbschützin (18 Körbe) des Turniers. Karen Fuchs ist zweitbeste Korbschützin (13 Körbe) des Turniers. F a c h k o m p e t e n z Bei meiner Teamumfrage im November fragte ich: „wer wird bester weiblicher SKC Topscorer beim Europa Shield?„ 13 nannten Karen, 3 nannten Anna Susanne wurde Topscorerin und wurde von niemandem genannt. „wer wird bester männlicher SKC Topscorer beim Europa Shield?“ alle 16 nannten Julian, Julian wurde Topscorer des SKC „welchen Platz belegt der SKC im Pool A?“ 6 nannten den richtigen Platz 1 Davon nannte nur Julian den richtigen Finalgegner Vallparadis Übrigens: die Wasserflaschen vor Martin haben alle unbeschadet überlebt. I n t e r v i e w mit Teammanager Lennart Schwirtz: Frage: bist du müde? Lennart: ja, sehr Jochen: bitte antworte auf die nächsten vier Fragen nur mit einem Wort: Frage: wie beurteilst du die Leistung des SKC gegen Warschau? Lennart: ok Frage: …und die Leistung gegen Nottingham? Lennart: schwach Frage: …und die Leistung gegen Benfica Lissabon? Lennart: grandios Frage: …und die Leistung gegen Vallparadis? Lennart: gut Frage: gib mir bitte deinen Kommentar zur polnischen Organisation. Lennart: wir haben gesehen, dass sich die Polen Mühe gegeben haben, aber es fehlt eben an Personal und Zeit, um ein solches Turnier vernünftig zu leiten. Unter dem Strich OK, aber es ist steigerungsfähig. Anmerkung: Wir bemängelten einige Missstände in Warschau, Es gab kein Einlaufen der Mannschaften, keine Vorstellung der Spieler. Die Seitenwahl fand gar nicht auf dem Platz statt, sondern am Rande am Jurytisch. Dort mussten wir auch unseren Vereinswimpel überreichen. Die Ansage zu einem Spiel mit Nennung der Teamnamen erfolgte nur in polnischer Sprache. Wir hätten uns natürlich mindestens eine englische Übersetzung gewünscht. Es gab keine Vereins- oder Länderfahnen. Zumindest diese kleinen „Zeremonien“ hätten unsere Fans erwartet. Es gab keinen Raum, in dem man ungestört einen Artikel verfassen konnte. Es gab keinen Internetanschluss für Pressevertreter. Frage: Wie beurteilst du die sportliche Vorbereitung des SKC auf dieses Turnier? Lennart: sehr gut. Wir haben im Vorfeld viel trainiert und gute Testspiele absolviert. Die beiden Trainingseinheiten in Warschau waren gut und besonders die Videoanalysen, die wir im Konferenzraum durchführen konnten. Die haben uns sehr geholfen, besonders die gegen Benfica. Frage: und wie beurteilst du die Managementvorbereitung? Lennart: richtig gut… Frage: Gib mir bitte deinen Schlusskommentar zum Abschneiden des SKC in Warschau. Lennart: der erreichte 2. Platz ist viel besser, als wir das erwartet hatten. Wir hatten die Hand schon dran an diesem hässlichen Holzbrett, aber Vallparadis hat unsere Hand wieder weggeschlagen. Der 2. Platz ist richtig gut. Frage: Welchen Platz wird der SKC in der aktuellen Liga am Ende erreichen? Lennart: ich hoffe noch auf den 2. Platz. Frage: Wann wirst du wieder spielen? Lennart: in der nächsten Hallensaison Reflektieren wir kurz die Ereignisse der letzten 4 Tage: F i n a l e Ist nicht die Hauptfrage nach einem verlorenen Finale: warum konnte das passieren? Schaut man sich die Trefferfolge an, kommt man vielleicht zu einem Ergebnis. Vorab dies: Es war ein richtig gutes Spiel. Der katalonische Vertreter Vallparadis KV ist eine „große Nummer“ im europäischen Vereinskorfball. In 2009 gewannen die Katalanen den Europa Shield, ein Jahr zuvor wurden Sie Zweite. Martin Kamphuis hatte unsere Mannschaft perfekt eingestellt. Aus der Videoanalyse konnten wir erkennen, dass die Katalanen nicht so wurfsicher sind und ihre Körbe eher nicht über Distanzwürfe erzielen, sondern den direkten Weg zum Korb suchen, um kurz zu spielen oder mit Durchlaufbällen zum Ziel zu kommen. Harte Verteidigung am Korb war oberstes Ziel und das klappte bestens. Wir gingen 1:0 in Führung.Vallparadis glich aus. Immer wenn wir in Führung gingen, glichen die Spanier aus. Und jetzt die erste Besonderheit dieses Spiels: Die ersten vier Ausgleiche passierten durch Strafwürfe. Der Fünfte nach einem Freiwurf. Bis 8 Minuten vor Schluss fielen 10 der 14 spanischen Körbe durch Straf- oder Freiwürfe. Nach dem 2:2 gelang den Katalanen erst wieder zum 12:12 der Ausgleich. Bis dahin führte immer Schwerin. Auch mal mit drei Körben zum 6:3 oder zum 8:5 oder zum 10:7. Das Spiel war offen, nur Schwerin hatte immer einen Tick mehr vom Spiel, hatte immer einen Hauch konzentrierter gespielt. Das gab ein gutes Gefühl, war aber natürlich immer gefährlich, weil die Katalanen niemals mit dem Druck nachließen. 8 Minuten vor Schluss ging Vallparadis erstmals im ganzen Spiel in Führung! Das war für mich die Schlüsselszene. 50 Minuten hatten die Schweriner, die im Spiel nicht wechselten, das Spiel ergenbisbetrachtet „im Griff“, von Minute zu Minute in der zweiten Halbzeit hatte man vielleicht auch schon an den Sieg gedacht und dann passieren ein oder zwei Fehler durch unkonzentriertes Abspiel oder einen Fehlwurf. Und schon ist der Gegner in Ballbesitz. Die spanische Schnelligkeit war das Schweriner Problem. Die Spieler von Vallparadis spielen, wie zuvor erwähnt, einen schnellen und oft überharten Gang direkt zum Korb. Da fällt dann auch schon mal ein Angreifer hin. Zu Körperkontakt kommt es da sowieso. Und wenn der Pfiff des Schiedsrichters in dieser Bruchsekunde kommt, wird schon beim Zusprechen des Strafwurfes gejubelt, als ob ein Korb gefallen wäre. Die Strafwürfe sind kalkuliert. Der belgische Schiedsrichter hatte die Partie sicher im Griff, es gab Verwarnungen, auch zwei gelbe Karten gegen spanische Angreifer, die die Aggressivität übertrieben. Erkenntnis 1: die Hauptzahl der spanischen Körbe fiel durch Strafstösse. Beim 15:16 ging Vallparadis erstmals in Führung. Und ich glaube, dass in diesem Augenblick die Schweriner Spieler erstmals erkannt hatten, dass man dieses Spiel auch verlieren kann. Es fiel noch ein Korb, und noch einer und auf einmal waren die Spanier 3 Körbe vor. Von da an spielten sich die Spanier in Rage und warfen außerdem noch zwei Körbe aus Distanz. Das gelang den Katalanen 50 Minuten lang nicht. Spanien bekam die so genannte „zweite Luft“. Erkenntnis 2: der Korbvorteil wurde zum psychologischen spanischen Vorteil. Das war 6 Minuten vor Schluss. Jetzt kamen auch noch Fehler hinzu, Schwerin schien wie geschockt, wie gelähmt. Vallparadis warf 7 Körbe in Folge. Als Schwerin wieder wach wurde, waren noch 2 Minuten zu spielen. Julian Schittkowski verkürzte mit 2 Langwürfen, aber das änderte am Ausgang des Spiels natürlich nichts mehr. „Vallparadis hat verdient gewonnen“, so der Schlusskommentar von Martin Kamphuis. „Wir haben in den letzten 8 Minuten zu wenig getan, zu wenig dagegen gearbeitet.“ Direkt nach dem Spiel war die Enttäuschung natürlich riesengroß. Niedergeschlagen, mit hängenden Köpfen schlichen die heute in weiß spielenden Schweriner vom Feld, einige versteckten ihre Gesichter in Handtücher, unfassbar, den Griff am Shield und dann 7 Körbe in Folge. Während die Spanier ihren Sieg betanzten, munterten die Schweriner Fans die Mannschaft auf. Die Siegerehrung war polnisch-spartanisch. Aufstellen der Teams, zwei Grußworte, „Pokälchen“-Übergabe (ich sag zu dem „Eierbecher“ nicht Pokal !! Wir waren auf dem Europa Shield und nicht beim Kindergeburtstag), nach 20 Minuten fingen die Putzfrauen an, die ersten Beleuchtungen in der Halle auszuschalten. F e i e r n und D a n k Feiern war angesagt. Die gesamte Delegation dinnierte in der Warschauer Altstadt, der Frust verflog mehr und mehr. Die erste Runde wurde von einer Spende der Freizeit-Mannschaft ausgeschenkt. Es gab Ansprachen vom Trainer, vom Team- und vom Reisemanager. Wir haben 5 tolle Tage in Warschau verbracht. Es ist natürlich vielen Leuten zu danken. Das Projekt „Euroa Shield 2011“ war ein Teamprojekt. Vorstand, Team, Fans, Trainer, Manager, Spender und Sponsoren sind zu danken. Besonderen Applaus erhielten die Reservespieler, leider konnten nicht alle eingewechselt werden. Respekt und Verneigung vor dieser Teamleistung. Den beiden Physios Verena Erdbrügge und Ina Fenger ist zu danken. Ihr habt einen tollen Job gemacht, danke und: bleibt dem SKC verbunden. Die „Abstimmung“ dazu erfolgte einstimmig. „Wir haben die besten Fans der Liga“, haben wir oft geschrieben. Stimmt natürlich und ich würde das blind unterschreiben. In Warschau waren sogar Schweriner Trommeln in der Halle. Den Versorgern ist zu danken. Ohne Lunchpakte geht nichts. Danke. Es wird ein Fotobuch über diese Reise geben, demnächst mehr. Das Projekt geht zu Ende. Mittlerweile sitzen wir im Lufthansa Jet im Flug 3024 auf dem Rückflug nach Düsseldorf. Alle anderen Teams sind bereits gestern, direkt nach dem Turnier zurückgeflogen. Wir haben heute noch einen ruhigen Tag in Warschau verlebt. Und vor Allem heute Morgen ausschlafen können. Das war entspannend. Die Feier gestern Abend, die dann ab Mitternacht vom Altstadtrestaurant in das Mannschaftshotel verlegt wurde, war lang. Die Hotelbar wurde mit der rot-weißen Schweriner Fahne geschmückt. Das Hotel war in unserer Hand. Ich habe mich für dieses Projekt sehr engagiert. Seit Oktober gab es viel zu organisieren. Die Zeit der INFOS und der REPORTS geht jetzt zu Ende. Schade. Es hat Spaß gemacht. Ich habe mich besonders über die große Resonanz gefreut. Direkte, persönliche Anerkennung, oder per Mail, oder als Eintragung ins Gästebuch. Ich habe versucht, der Castroper Fangemeinde immer so hautnah zu berichten und zu melden, wie es möglich war. Die Zeit war zu knapp. Die Arbeitsbedingungen in der Halle schlecht. Es hat trotzdem Spass gemacht. Danke für Eure Interesse. Aber ich glaube, es wird nicht langweilig. Der „Expertenstammtisch“, der jeden Abend in der Hotelbar „tagte“ und die Ereignisse korfball-fachmännisch analysierte, hat da eine Idee erkoren, die auch in Zukunft keine Langeweile aufkommen lassen wird. Dies war der letzte REPORT zum Europa Shield 2011. Danke sagt der Pressefuzzi
Jochen Schittkowski Novotel Airport Warschau, im Flug 3024 WAW-DUS und im Bus auf der A 40

Quelle: S 1 ReportAutor: Jochen SchittkowskiVeröffentlicht am: 31.01.2011

Zurück