
ES11 * REPORT
Da ist er endlich – der Tag, auf den der Schweriner KC 32 Jahre warten musste. Der erste Tag zur Teilnahme am IKF-Europa Shield, dem internationalen Turnier der Nationalen Vizemeister, in Korfballkreisen oft als der „UEFA-CUP der Korfballer“ bezeichnet. Die Spannung wächst. Das Team ist zum 2. Training in der Halle. Die Versorger strömen aus, Bustickets sind zu kaufen. Wer dachte, in Warschau einige ruhige Tage verleben zu können: weit gefehlt! Aber: wie ist eigentlich die Erwartungshaltung im deutschen Team?
Seit heute morgen sind alle guten Wünsche der Fans an die Mannschaft ans schwarze Brett gepinnt. Von
„haut sie weg“, über „alles Gute“ bis „immer locker bleiben, aber ein kribbeln im Bauch muss sein“ ist so ziemlich alles dabei, was Korfball-Weisheiten so hergeben.
Hanjo meint:“ wenns diesmal nicht klappt, egal, in 30 Jahren bin ich wieder dabei“ und Martina hat die Realität am besten erfasst: „ nur 4 Siege, und der Pokal ist unser.“ Na, wenn das mal so einfach wäre.
Ich habe gestern Abend mit Martin Kamphuis gesprochen. Unser niederländische Coach hatte Gelegenheit alle Gruppengegner videotechnisch zu analysieren. Auf meine Frage nach Erwartungen sagte Martin:
„Ich möchte mindestens unter die ersten Vier kommen. Wir sind ja nicht hierher gefahren, um Siebter zu werden….Natürlich gibt es Leistungsunterschiede zwischen den Teams, aber wir können, wenn wir einen guten Tag haben, tüchtig mithalten. Wenn der Start gut gelingt und wir dann weiter so spielen, wie wir spielen können, ist da viel drin.“
Das ist eine optimistische und eine gute Einstellung. Alles andere wäre natürlich auch eine falsche Ansage an die Mannschaft. Auch die Ansage an das Maximalziel wird für unser Team nicht einen Druck aufbauen, der kontraproduktiv wäre. Damit kann unsere Mannschaft umgehen. Gerade unter Druck zu spielen, oder mit einem Korbrückstand umzugehen, ist ja gerade die Qualität, die den SKC auszeichnet. Dazu Kampfgeist und den Willen zum Sieg, dann kann, meine ich, wenig schief gehen.
Ach so: einen Pluspunkt haben die Schweriner gegenüber allen anderen Teams übrigens: „einen Mann mehr in der Halle“, denn die 18 Fans (heute Mittag noch Tina aus der Schweiz und Hendrik und Hanna aus Frankfurt) sind mindestens so wichtig, wie ein Zusatzspieler auf dem Feld. Die Trommeln sind poliert, die Felle geschmeidig touchiert, die rot-weissen Schals gewaschen und gebügelt. Es kann also losgehen.
Übrigens: von den 15 Spielern, die 1979 beim letzten SKC EuropaCup Spiel in Papendrecht/NL aktiv als Spieler dabei waren, begleiten hier noch drei die aktuelle Mannschaft. Das Interessanteste vom Frühstücksplausch mit den „Altmeistern“ lest ihr im Nachmittags-Report.
aus Zimmer 168, Novotel Airport Hotel, Ulica 1 Sierpnia, Warschau/Polen, 28.1.2011
Jochen Schittkowski
Quelle: S 1-Report | Autor: Jochen Schittkowski | Veröffentlicht am: 28.01.2011 |