Als das Spiel schon fast entschieden ist, lässt ein 18-Jähriger den Meister die Nerven verlieren. Der SKC nutzt das aus und gewinnt noch mit 16:13. Der erste Sieg gegen Adler seit gefühlten hundert Jahren.
Es war das Spiel Erster gegen Zweiter, aber von einem Topspiel mochte wohl niemand so recht sprechen. So dominant spielte Adler bisher in dieser Saison und auch ein Blick auf die Tabelle verriet, dass der SKC als Zweiter eher „best of the rest“ als Verfolger war. Hinzu kam, dass mit Susanne Alberts und Julian Schittkowski zwei Stammspieler nicht zur Verfügung standen und durch die auf diesem Niveau völlig unerfahrenen Ina Heinzel (15) und Pascal Stamm (18) ersetzt wurden. Es war die wahrscheinlich jüngste erste Mannschaft des SKC, die da auf dem Platz stand. Alterspräsident war Lennart Schwirtz mit 22 Jahren. Dennoch gelang es den Schwerinern, das Spiel in der ersten Halbzeit offen zu gestalten. Immer wieder zwangen sie die Adleraner zu Ballverlusten, standen gut in der Verteidigung und konnten das Spiel immer wieder ausgleichen. Zur Pause stand es nur 6:5 für Adler. Für Schwerin hatten bis dahin Ina Heinzel, Lukas Edeler (2), Benedikt Edeler und Lennart Schwirtz getroffen. In der zweiten Halbzeit wollte man das Spiel natürlich weiterhin so knapp wie möglich halten, aber es geschah, was so oft geschieht, wenn Adler spielt. Die Adleraner legten einen kurzen Zwischenspurt ein, bauten ihre Führung auf 11:7 aus und hatten das Spiel jetzt voll unter Kontrolle. In einer Auszeit appellierten die Schweriner auch nur noch an sich selbst, sich in den letzten zwanzig Minuten wenigsten nicht abschießen zu lassen. Sie konnten ja nicht ahnen, was da noch folgen sollte und dem Spiel noch eine ganz dramatische Wendung geben würde. Es war die 42. Spielminute. Der SKC hatte noch einmal auf 8:11 verkürzt und war im Angriff. Pascal Stamm gelang eine starke Angriffsaktion, die ihn plötzlich völlig frei zum Wurf stehen ließ. Er setzte an, doch wurde von Patrick Fernow hart von der Seite gefoult. Schiedsrichter Georg Berkel reagierte sofort. Ohne einen Moment zu zögern griff er in seine Hosentasche und zeigte Fernow die rote Karte. Zudem gab es natürlich Strafwurf für Schwerin, den Anna Schulte zum 9:11 verwandelte. Adler musste von nun an zu siebt weiterspielen. Ein Vorteil, den es nun auszuspielen galt. Schnell glich Schwerin nun zum 11:11 aus, doch Adler kam wieder zurück und ging trotz Unterzahl noch zweimal in Führung, beim Stand von 13:12 zum letzten Mal. Schwerin glich drei Minuten vor Schluss wieder aus und ging wenig später zum ersten Mal im gesamten Spiel in Führung, die dann auf zwei Körbe ausgebaut werden konnte. Unter anderem hatte auch Pascal Stamm, der bei seinem Regionalliga-Debut zwei Treffer beisteuerte, getroffen. Als in der letzten Minute Karen Fuchs auch noch zum 16:13-Endstand traf, war allen Anwesenden klar, was an diesem Tag passiert war. Der kleine Schweriner KC, noch vor Saisonbeginn als erster Kandidat für den letzten Platz gehandelt, hatte den bis dato ungeschlagenen Meister und Tabellenführer besiegt. Mit viel Kampf, Einsatz und Willen. Unterstützt durch die Nervenschwäche der Adleraner. Dass deren Trainer Stefan Strunk am Montagmorgen in den Ruhrnachrichten mit dem Satz „Es müsste Schwerin peinlich sein, gewonnen zu haben“ zitiert wird, stellt eine Verdrehung der Tatsachen dar. Es muss dem Schweriner KC keineswegs peinlich sein, ein Spiel zu gewinnen, dass Adler durch eine solche, selbstverschuldete Aktion noch aus der Hand gibt. Vielleicht sollte es eher dem Meister peinlich sein, gegen eine Truppe 18- und 19-Jähriger seine Nerven trotz klarer Führung nicht im Griff zu haben. Aber das nur am Rande. In erster Linie kann sich der Schweriner KC freuen, mit den besten Fans der Liga den vierten Sieg in Folge gefeiert und so seinen starken zweiten Platz verteidigt zu haben. SKC: Anna Schulte (2), Ina Heinzel (1), Verena Zappe (1), Karen Fuchs (2), Benedikt Edeler (1), Lukas Edeler (3), Pascal Stamm (2), Lennart Schwirtz (4)
Quelle: S1 | Autor: Lennart Schwirtz | Veröffentlicht am: 21.12.2009 |