Ein Schweriner-Lagebericht aus Südafrika


Unsere Spielerin Lea Witthaus ist mit der Nationalmannschaft zur Zeit in Südafrika. Mit dabei sind auch Anna Schulte, Johanna Gnutt und Pascal Demuth vom Schweriner KC. Lea hat die Zeit gefunden und schildert uns ihre Erlebnisse aus Durban und ihre Erfahrungen als Team-Rookie.

Liebe Schweriner, 
uns haben viele so nette unterstützende Nachrichten und Posts erreicht, daher dachte ich es wäre an der Zeit, auch im Namen von Anna, Johanna und Ocka, mich dafür zu bedanken und euch etwas an unserem Abendteuer teilhaben zu lassen. Ich weiß allerdings nicht genau wo ich anfangen kann, um das zu beschreiben, was Südafrika hier bisher für uns bereit hielt. Für mich ist es ja auch das erste Mal, dass ich überhaupt Turnierluft schnupper und daher bin ich noch orientierungslos, laufe allen nur hinterher und bin überwältigt von all dem, was jeden Tag um mich herum passiert. Aber letztlich ist es nicht mehr als das, was wir doch alle kennen und so lieben: Korfball.
Nach einem guten Start ins Turnier überwiegt heute natürlich die Enttäuschung, an dem Tag, an dem Portugal mehr Körbe warf als wir. Dennoch ist die Mannschaft jetzt dabei sich aus der Enttäuschung raus zu holen. Gerade jetzt ist es wichtig zusammen zu halten. Das Spiel war für alle sehr intensiv. Die Halle kochte fast über vor Aufregung. Auf der Bank schlugen wir uns ständig auf die Oberschenkel vor Aufregung und sprangen sofort hoch, wenn wir einen Korb erzielten. Und alles was auf dem Spielfeld passierte war ein purer Kampf. Ein Kampf den wir leider verloren geben mussten. 
Abgesehen von der heutigen Enttäuschung, sind es unglaublich viele Eindrücke, die hier auf uns eindringen. Wir spielen Korfball in 2 Hallen. Die Suncoast Halle ist ein Zirkuszelt, dass dunkel und rutschig ist, hier gibt es keine Duschen. Die Universitätshalle ist etwas herunter gekommen, das Licht schimmert grünlich und die Duschen sind gewöhnungsbedürftig. Erst jetzt weiß man den Luxus der ASG Halle zu schätzen. Auf dem Weg zu den Hallen fahren wir durch die Stadt, wir sehen Märkte und das verrückte Treiben. Allerdings scheint auch die Armut hier an jeder Ecke zu warten. 
Durch sie Straßen gehen, ist für uns nur in Gruppen erlaubt. Und auch dann fallen wir auf. Wenn man drüber nachdenkt, würden wir mit unserem Einheitslook wahrscheinlich überall auffallen... aber wir wurden mehrmals darauf hingewiesen, dass es gefährlich sei durch die Straßen zu laufen und wir nahe beieinander bleiben müssen. Daher sehe ich also selten das Tageslicht und komme kaum dazu meine hübsche neue pinke Handtasche auszuführen: meine Rookiebag. Wem das genauso wenig sagt wie mir bis ich sie am Flughafen überreicht bekam: es ist eine peinliche Art von Tasche, die jeder Nationalmannschaftneuling IMMER bei sich tragen muss. Mit viel Selbstironie und dem kleinen Trost, dass Ocka, Thomas und Jan im Wechsel auch ihren hübschen Pferderucksack ausführen, trage ich meine Ballerinatasche also ständig von A nach B. Ich habe es aufgegeben, mich darüber aufzuregen, Tradition ist eben Tradition. Gefüllt ist mein Täschchen aber mit vielen (nützlichen) Sachen: Haargummis, Ringe, Haarspangen, Stressball, Kaugummis, Shampoo, Zeitschrift, Blasenpflaster, Kondome, Sonnencreme. Die Jungs schleppen aber etwas ähnlich Wichtiges mit sich herum: Schuhdeo.
Wenn wir also nicht damit beschäftigt sind unsere Schuhe voll zu schwitzen, dann sind wir isoliert mit den 19 anderen Nationen in unserem "Royal Hotel" und machen im Wesentlichen 2 Dinge: Essen und Schlafen. Wir haben gelernt, dass es vermutlich wenige Vegetarier/innen in Südafrika gibt, denn unser Essverhalten führte schon zu mehreren frustrierten Mittagessen. Auch andere Korfballnationen scheinen eher Fleischfresser/innen zu sein. Nachtisch können sie aber, die Südafrikaner/innen. Außerdem werden hier meiner Meinung nach zu viele Angestellte dafür bezahlt für uns auf den Knopf der Kaffeemaschine zu drücken. Und wenn man die Hand hebt, bekommt man Saft zum Tisch gebracht. Und ja, damit sind wir dezent überfordert. Wenn wir nicht essen, vertreiben wir uns die Zeit mit Karten spielen. 
Die Atmosphäre hier ist schwer zu beschreiben. Das Mobilar ist altmodisch und gleichzeitig prunkvoll aber auch etwas veraltet. Beim Kartenspielen sitzen wir in großen Ohrensesseln und beim Essen tronen wir auf rot gepolsterten Stühlen in einem großen Saal. Manchmal sitzt ein älterer Mann in der Lobby und spielt ein Lied auf dem Klavier und man fühlt sich wie in einem Spielfilm der 50er Jahre.
Ich kann meine Eindrücke schwer beschreiben, das Land ist neu, die Kultur ist anders, die Menschen sind freundlich und gleichzeitig sind wir doch alle irgendwie gefangen in unserem kleinen Korfballkosmos. 
Am Sonntag, unserem Ruhetag, unternimmt das Team gemeinsam einen Ausflug. Was uns da erwartet wissen wir gar nicht genau: es heißt so ungefähr "Safari mit Zulu". Was auch immer das bedeutet. Vielleicht sehen wir dort ja endlich etwas mehr von dem, was man sich unter "Südafrika" vorstellt. Ich bin gespannt. Meine Ballerinatasche und ich sind auf jeden Fall bereit für ein neues Abendteuer. 
Fühlt euch gedrückt ihr lieben Schweriner, grüßt uns den Berg. 
Lea

Quelle: Lea Witthaus - DTB A NationalmannschaftAutor: Ina HeinzelVeröffentlicht am: 03.08.2019

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